Operation gelungen, Patient tot?

Der gestern Abend gestartete Verkehrsversuch auf dem Blauen Wunder mit der Reduzierung einer Linksabbiegespur zur Anordnung einer Radspur geradeaus in die Hüblerstraße hinein hatte heute früh im Berufsverkehr seine erste Belastungsprobe zu bestehen. Die Ergebnisse sind bisher desaströs.

Hinter dem Schillerplatz bildete sich ein Rückstau, der 2,5 Kilometer in die Grundstraße und 2,3 Kilometer in die Pillnitzer Landstraße bis zur Haltestelle Josef-Herrmann-Straße hineinreichte. Busse verspäteten sich bis um die vierzig Minuten. Radfahrer gelangten Richtung Schillerplatz nicht an den beginnenden Radweg auf dem Blauen Wunder, weil die Spur von rückstauenden Autos und Bussen blockiert war. Einige Radfahrer behalfen sich damit, regelwidrig über den Fußweg bis zum Beginn der Radspur zu fahren. Möglicherweise versuchten einige Autofahrer, den Stau über die B6 Richtung Stadt zu umgehen, allerdings wurde dabei die Lastgrenze der Bautzner Straße erreicht.

Eine computergestützte Verkehrssimulation ergab eine Verzögerung für den ÖPNV um die fünf bis sieben Minuten über das Blaue Wunder Richtung Stadt. Die nun eingetretenen Verzögerungen übertreffen die schon kritisierten und als unzumutbar eingestuften Berechnungen um ein Vielfaches.

DIE LINKE hatte den Verkehrsversuch zugunsten des Radverkehrs unterstützt, aber klare Abbruchkriterien gefordert. Die sind eingetreten.

Dazu der LINKE-Stadtrat Tilo Wirtz, Mitglied im Ausschuss Stadtentwicklung, Bau und Verkehr: Die größten Feinde der grünen Verkehrswende scheinen die Grünen selbst zu sein. Wenn Herr Kühn noch ein Ass im Ärmel hat, mit dem er die Probleme am Schillerplatz bereinigen kann, wäre jetzt der Moment, es auf den Tisch zu legen. Ansonsten ist der Verkehrsversuch unverzüglich abzubrechen. Wer ideologisch in den Straßenverkehr eingreift, landet nicht im grünen Schäferidyll, sondern im Verkehrschaos der frühen neunziger Jahre.